Neue Präventionsansätze für Arbeitsprozesse in der Büro- und Wissensarbeit

  • 28. September 2017

Unter dem Stichwort „Arbeitswelt 4.0“ vollziehen sich derzeit vor allem im Bereich der Büro- und Wissensarbeit große Umbrüche. Beeinflusst durch die fortschreitende Digitalisierung verändert sich auf grundlegende Weise die Art, wie Beschäftigte in Unternehmen arbeiten und kommunizieren.

Die veränderten Arbeitsprozesse bringen zudem neue Führungsanforderungen mit sich, die ebenfalls Ausdruck des Wandels sind. Angesichts dieser Veränderungen stehen Unternehmen aktuell vor der großen Herausforderung, die Gesundheit und Motivation ihrer Beschäftigten zu fördern, und dabei gleichzeitig die betrieblichen Bedürfnisse und Notwendigkeiten zu berücksichtigen. In Kooperation mit führenden Partnern der Sozialpolitik hat die VBG deshalb das Präventionsprojekt „Mitdenken 4.0 – Neue Präventionsansätze für Arbeitsprozesse in der Büro- und Wissensarbeit“ ins Leben gerufen.

Während sich die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Industrie gerade erst abzeichnen, haben sich Arbeitsprozesse und Tätigkeitsprofile insbesondere in der Büro- und Wissensarbeit schon seit Jahren und mit zunehmender Dynamik verändert. Daraus ergeben sich neue Anforderungen an Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Arbeitsorganisation, Führungs- und Teamqualität sowie individuelles Handeln rücken in den Fokus. Ziel ist es, die Gesundheit und Motivation der Beschäftigten unter den sich wandelnden Bedingungen zu erhalten und zugleich den betrieblichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten Rechnung zu tragen – je nach Branche, Geschäftsmodell und Unternehmenskultur. Als Themenschwerpunkte hat die VBG indirekte Steuerung, erweiterte Erreichbarkeit und permanente Change-Prozesse identifiziert.

Prof. Bernd Petri, Mitglied der VBG-Geschäftsführung: „Die VBG begleitet die Mitgliedsunternehmen seit knapp 130 Jahren beim Wandel der Arbeitswelt. Unser Anspruch bleibt: Wir stehen in Sachen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz mit Rat und Tat zur Seite – auch beim tiefgreifenden Wandel der Büro- und Wissensarbeit, der häufig unter dem Begriff Arbeiten 4.0 zusammengefasst wird.“

Erstes Forschungsergebnis zur indirekten Steuerung: Führen über Ziele


Zum Start legt die Initiative „Mitdenken 4.0“ umfangreiche Ergebnisse eines VBG-Projekts zum Thema „indirekte Steuerung“ vor. Die VBG hatte dazu ein Team der Fachhochschule Nordwestschweiz mit einer Studie beauftragt. Die Leitung hatte Prof. Dr. Andreas Krause, Professor und Dozent für Angewandte Psychologie, Studiengangsleiter CAS Betriebliches Gesundheitsmangement. Indirekte Steuerung basiert auf Führung, die sich auf das Erreichen der gesetzten Ziele und Kennzahlen konzentriert. Hierfür wird stärker als bisher Verantwortung auf Beschäftigte übertragen.

Dr. Susanne Roscher, Projektleiterin von „Mitdenken 4.0“ und leitende Arbeitspsychologin der VBG, fasst das Ergebnis zusammen: „Gute indirekte Steuerung mit Führung über Ziele bietet viele Chancen und erhöht die Zufriedenheit der Beschäftigten durch eine hohe Autonomie in der eigenen Arbeit. In unserer Beratung erleben wir immer wieder, dass Führung über Ziele auch unerwünschte Nebenwirkungen haben kann. Wenn diese zu starr gesetzt werden und Kennzahlensysteme zu wenige Handlungsspielräume bieten, sinken Produktivität, Arbeitsqualität und Motivation. Das Bemühen, die vereinbarten Ziele zu erreichen, geht oftmals auch mit einer Gefährdung der eigenen Gesundheit der Beschäftigten einher. Unser Faktenblatt liefert wertvolle Hinweise, wie die Nebenwirkungen vermieden und indirekte Steuerung gut gestaltet werden kann.“